Dienstag, 12. Juli 2005

... mein Weg zur Arbeit

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Der Weg zur Arbeit fing verdächtig gut an: Die SBahn wartete tatsächlich bis ich meinen Astralkörper durch die Tür geschwungen hatte und es war sogar ein kaum vergilbter Sitzplatz frei. Dazu hatte mein Vorgänger mir ein Stück lesbare Zeitung hinterlassen, die zudem noch in diesem Jahr erschienen war.
Doch kaum war die Tür geschlossen wendete sich das scheinheilige Blatt etwas: Eine Sitzreihe weiter spielten sich zwei halbwüchsige Vollidioten ihre neuesten Klingeltöne vor. Scheinbar regte diese übermäßige Beschallung die prämenstruale Hormonbildung einer stattlichen urbayrischen Gestalt mittleren Alters an, denn plötzlich hallte es durchs Abteil: " Ja Hakozar ... jetzt foid glei da Watschnbaum um! Moachts aia gbimml aus! ". Dazu holte die betagte Dame bedrohlich mit ihren oberschenkelgleichen Armen aus.

Vor Todesangst zitternd standen die beiden Rotzbengel nun vor dem Nilpferd in den Wechseljahren und versuchten durch unkoordiniertes Herumfurhwerken auf den - für deratige Notfälle doch recht klein geratenen - Tasten ihres Mobiltelefons, das Ende des auditiven Terrors einzuläuten.
Da einer der beiden Heranwachsenden beim hektischen navigieren durch die unzähligen Untermenüs seines Handys auf dem Weg zur Lautlosigkeit wohl vom rechten Weg abgekommen war und dem Lautsprecher nun immer suspektere Ächzlaute entwichen, scharrte die Wuchtbrumme nun wutendbrannt mit dem Hufen um persönlich für Ruhe zu sorgen.

Doch kurz vor Ausbruch eines blutigen Massakers brach das nervös befingerte Mobilfunkgerätin mehrere Einzelteile auseinander und es wurde still im Zug - zu still für meinen Geschmack, denn es waren auch keine Fahrgeräusche zu vernehmen. Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass die SBahn tatsächlich still stand - suboptimalerweise war weit und breit kein Bahnsteig zu sehen.
Nach 15 Minuten unterbrach eine Lautsprecherdurchsage den, unter den Anwesenden entbrannten, Wettbewerb das entnervteste Gesicht aufzusetzen und dabei am lautesten über die "ScheissSBahn" zu meckern. Gespannt lauschten nun alle den (hoffentlich) aufklärenden Worten des Zugführers, dessen Dialekt von einer anderen Region Deutschlands geprägt war: "Morschn! Schulldchnsä de Sdöhrunk! Dor is een Rücksdau vom Ööstbannhof! Dadorrfor gannsch ooch blos nischde. Das läbborrd sisch gonnscheen... ".
In das einsetzende Gelächter hinein versuchte eine besorgte Mutter ihrem verstörten Kind die Angst vor den gerade entwichenen Artikluationsschwallen zu nehmen. "Sie bemühte sich redlich", kann ich der Frau attestieren, nachdem ich ihren Ausführungen für weitere zehn Minuten folge, in denen die Bahn bewegungslos verharrt. Gut - letzlich hilft diesem Kind wohl nur noch eine professionelle psychologische Betreuung, aber ich will mich nicht in die Erziehung einmischen.

Irgendwann konnte die Fahrt dann doch problemlose fortgestetzt werden, wenn auch nur für vier Stationen. Zum Glück - dachte ich zu dem Zeitpunkt noch - kann ich ab dem Karlsplatz mit derUBahn weiter fahren. Meine Freude über die Umsteigemöglichkeit wurde dann aber etwas getrübt, als ich die unglaublichen Menschenmassen auf Bahnsteig erblickte und war mit dem Einfahren der völlig überfüllten UBahn endgültig im Eimer.

Direkt vor der Tür stehend und in das gequetsche Elend im Wageninneren blickend, entschied ich auf die nächste UBahn zu warten, wurde aber dann vom hineindrückenden Mob in meiner Entscheidung überstimmt. Mit Spannung verfolgte ich in welche Lücke ich hineingepresst wurde und stellte fest, dass dieses Komprimierungsverfahren eine deutlich bessere Wirkung hat, als jeder Bauch-weg-Gürtel.
Da mein Kopf noch eine gewisse Bewegungsfreiheit hatte, konnte ich mich entscheiden zwischen der offensichtlich bewohnten Haarplantage des Studenten auf der linken Seite oder dem dauerwellenähnlichen Kunstwerk auf dem Kopf der Dame rechts neben mir, welches scheinbar durch das willkürliche Entleeren mehrer Haarspraydosen am Morgen entstanden sein musste. Letzlich schloss ich dann die Augen und schaute zur Decke, während ich, durch kontinuierliches Einatmen der chemischen Keule, meine Umgebung nur noch sehr schemenhaft wahr nahm, was in dieser Lage kaum von Nachteil war.
Ich setzte ein breites Dauergrinsen auf, welches mir dann am Ostbahnhof vergehen sollte: Ungefähr 90% der Insassen verließen die Bahn um von einem Rudel herumtollender Erstklässler auf Schulsausflug ersetzt zu werden.
Okay, oberhalb von einem Meter war endlich freie Sicht, aber diese beharrlich ohrenbetäubend jaulende Primatenmasse darunter, brachte mich fünf Stationen vor dem Ziel zur Resignation. Ich beschloss beim nächsten Halt zu türmen und in die Gegenrichtung nach Haus zu fahren um mich dort ins Bett zu legen und die Woche einfach einen Tag später zu beginnen.
Wie all meine gute Pläne an diesem Morgen wurde auch dieser durchkreuzt, denn angekommen an der nächsten Station, forderte die betreuende Sozialpädagogin die Horde Teppichratten zum Aussteigen auf. Da große Teile der Aufforderung nachkamen, entschloss ich mich dann doch weiter zur Arbeit zu fahren und diesen Text zu verfassen

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... mein Blog

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So ein Blog hat schon etwas unheimlich monumentales an sich, oder? Bizarrste Kombinationen aus Einsen und Nullen eilen aus der ganzen Welt durch den Äther um sich auf dieser digitalen Bühne zu einem archaischen "Eintrag" zu vereinen. Und bei genauer Betrachtung dieser Exponate erkennt häufig man sofort: Der Verfasser ist ein Vollidtiot!
Auch bei diesen Zeilen hier ist das gar nicht mal so abwegig, aber diese Erkenntis allein hilft mir auch nicht weiter. Denn was da manchen so aus dem Kopf stolpert nährt doch den Wunsch nach Wiedereinführung der DDR - Auslegung des Begriffs "Meinungsfreiheit".

Warum fahren diese permanent Gelangweilten nicht wie früher nach China um dort an sekretabsondernden Kröten zu lecken oder fröhnen Meditationsorgien im ostfriesischen Wattenmeer? Da hatte man wenigstens noch die Hoffnung, dass Mutter Natur mit der perfekten Welle ihrer Pflicht zur natürlichen Auslese nachkam, aber heute? Die Theorie vom "Gesetz des Stärkeren" wurde doch durch die Praxis "Dumm fickt gut!" längst überholt.
Egal - wenn der Sparwille eben so weit geht, dass wir auch im Hirn den Strom abschalten, dann müssen wir da wohl durch. Zusammen packen wir das schon! Wär halt nur wünschenswert gewesen wenn bei akutem Stromausfall im Hirnbereich das Sprachzentrum auch außer Betrieb wäre. Das dem nicht so ist, erlebe ich ja jeden morgen in der UBahn.

Und da nun dank stetig steigender Benzinpreise auch die Zahl der Fahrgäste im ÖPNV größer wird, kann man wirklich nicht davon sprechen, dass die deutsche Bahn Massenviehtransporte abgeschafft hätte. In diesem Sinne bis Montag früh ... in der U5 Richtung Neuperlach Süd
Foto : Cortega9
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Donnerstag, 16. Juni 2005

... nie mehr zu Aldi

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Montag 7.58 Uhr, die Sonne lacht. Habe mich mit ca. 50 anderen Konsumenten vor der Aldi Süd Filiale in Pasing eingefunden. Die entschlossenen Blicke der adrenalinschwangeren Menschenmasse sind starr auf diese geschlossene Glastür fixiert. Das Ausmaß der Menschenschlange erinnert unweigerlich an den Verkauf bananenförmiger gelber Südfrüchte in der DDR. Doch heut ist nicht Obst das Ziel der Begierde, sondern 100 Euro-Fernsehgeräte, quasi die Bananen des Westens.
Da ich den Kopf der Schlange bilde, bekomme ich beim unauffälligen blinzeln nach hinten ein mulmiges Gefühl. Der schmierige Duft des Konsumismus liegt in der Luft. Beim Gedanken von den 3,5 Tonnen Beschaffungswilligen hinter mir überrollt zu werden, sobald die Tür Andeutungen macht die Jagd zu eröffnen, bekomme ich ein flaues Gefühl in der Magengegend. Allerdings könnte es auch an dem halben Liter Kaffee auf leeren Magen in Verbindung mit dem Volldepp hinter mir liegen, der seinen Einkaufswagen immer tiefer in mein Kreuz bohrt. Der steigende Druck zwischen Tür und Drahtkorb regte den anverdauten Mageninhalt zur Wanderung gen Ausgang an, allerdings hoch zum falschen. Doch gerade als ich das babyblaue Hemd meines Hintermanns angepeilt habe, um ihm einen brühwarmen Lebensmittelhusten als Resultat seines Drückens zu servieren, öffnet sich die heilige ALDI - Filialpforte.

Sofort wird die Schlangenformation aufgelöst und es kommt zu regelwidriger Rudelbildung am Haupteingang. Wie überhaupt das Vorhandseine irgendwelcher Regeln nicht zu erkennen ist. Vielmehr scheinen die Menschenrechtskonventionen in diesem Gemäuer temporär nur noch recht abgeschwächt zu gelten. Mein ehemaliger Hintermann gewinnt durch einen gezielten Stoß mit seinem Wagen unerwartet mehrere Meter Vorsprung, denn ich kann eine Kollision mit der Bananentheke nur durch meisterlich akrobatische Körperverwringungen verhindern. Verdammt - 16 Jahre nach dem Maurerfall sind wir Ossis mit Bananen nicht mehr zufrieden zu stellen! Das sollte sich doch langsam rumgesprochen haben!!
Benommen, aber glücklich das Bananentrauma abgewendet zu haben, bemerke ich weitere Kaufkraft an mir vorbei ziehen. So langsam erwachen auch meine ureigensten Jagdinstinkte und ich peile eine getarntes Vorkommen von drei Exponaten im Bereich der Hygienartikel an. Das die Ressourcen völlig unentdeckt blieben überrascht mich nicht wirklich, denn die Luftzusammensetzung in der Warteschlange vor der Tür ließ schon ahnen, dass viele der Wartenden diesen Teil der Supermarkts konsequent meiden. Frei nach dem Motto " Duschen - ja, aber höchstens einmal im Monat", kommt man ja auch gut mit den Nivea Probepäckchen aus der Super-Illu beim Hausarzt über die Runden.

Im Schweiße ihres Angesichts schleppen die ersten glücklichen Jäger ihre Beute bereits zur Kasse, während im hinteren Ladenbereich nun lauthals ein Streit über das letzte silberfarbende Fernsehgerät ausgebrochen ist. Eine graumelierte Sozialpädagogin belehrt einen jungen Mann wie moralisch verwerflich es doch in diesen Zeiten des Mangels sei, gleich zwei Apparate in Silber zu nehmen, wo doch das schwarze Modell überhaupt nicht zu ihrem Benno passe. Nachdem Benno als IKEA TV-Mobiliar identifiziert ist, der junge Mann sich als geschäftstüchtiger ebay Zwischenhändler outet und anbietet eines seiner silbernen Modelle für 150 Euro abzutreten, droht die Situation endgültig zu eskalieren.

Doch gerade als sich die wutentbrannte Lehrkörper(in) mit einer grünlichen Kürbispflanze bewaffnet, bemerke ich, dass ein Weltkriegsveteran dank zweier neuer Hüftgelenke ziemlich zügig auf den bisher unentdeckten Restbestand zuhält. Jetzt heißt es schnell handeln! Mich breit zu machen um damit den Weg abzuschneiden sollte mir nicht schwer fallen denke ich noch so bei mir, als sich plötzlich ein Einkaufswagen panzergleich samt führendem Greis an mir vorbei schiebt. Das Ravioli-Regal muss kurz zur Seite ausgewichen sein - anders ist dieser Überholvorgang nicht zu erklären.

Ich überlege noch ob ich den vorbeirauschenden Kommandeur a.D. mit einem kräftigen "Die Renten sind sischer" verwirre und von seinem Kurs abbringe, lasse dies dann aber doch, denn er hat es nur auf die letzte Stiege Klosterfrau Melissengeist abgesehen. Erleichtert packe ich mir also den wirklich letzten Fernsehapparat in silber und bringe ihn vor der jetz aufgeschreckten Meute in Sicherheit. Ingesamt ein sehr unterhaltsamer Start in die Woche und ich hatte schon befürchtet nach der Wahl am letzten Wochenende gäbe es erst einmal nichts mehr zu lachen...

Foto : Daniel Rohde
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Donnerstag, 19. Mai 2005

...verwählt ?

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Wie ich meiner Wahlberechtigung, die mir heute auf mysteriöse Art und Weise zugespielt wurde, entnehme, war gestern Bundestagswahl. Hatte mir schon sowas gedacht, da gestern bei ARD die Sportschau ausgefallen ist.
Na dann gibts halt Wahl- statt Fußballergebnisse - is ja auch ma schön! Zumal diese Wahl nur Sieger hervorgebracht hat: Rot-Grün hat gefeiert weil Schwarz-Gelb nich gewonnen hat und umgekehrt wurd ebenfalls Schampus gekippt. Wobei man am Ende nich mehr genau unterscheiden konnte ob das nun Siegesfeiern waren oder sich alle das Wahlergebnis schöngesoffen haben.

Festivitäten auf Kosten des Steuerzahlers sind doch immer noch die schönsten und der gemeine Pöbel kann sich doch nun wirklich nicht beklagen: Gleich zwei Kanzler mit Regierungsauftrag fühlen sich vom Volk berufen. Okay, einer allein hat schon genug Mist gebaut, werden jetz die Nörgler wieder sagen. Aber ich finde wir sollten doch positiv in die Zukunft sehen. Spätestens wenn die Jamaika Koalition an der Macht ist, das Kiffen legalisiert und dazu jeden Freitach Freibier fürs Volk spendiert, dann ist die Welt doch wieder bunt. Also ich freu mich drauf!!!

Foto : J. Patrick Fischer
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